Gipszementputze sind eine Erfolgsgeschichte

Text: Stefan Ebi und Thomas Krug, Bilder: Fixit AG
Publiziert im November 2020 in: Applica, die Zeitschrift für das Maler- und Gipsergewerbe.

Der Grundputzbereich erfuhr vor gut 15 Jahren eine eigentliche Umwälzung. Der neu entwickelte Gipszementputz begann die altbewährten Gips- und Kalkzementputze mehr und mehr zu ersetzen. Ein Rückblick auf eine noch immer andauernde Erfolgsgeschichte.

Entgegen der vorherrschenden Meinung in Fachkreisen sowie bei Gipsern, dass sich Gips und Zement nicht vertrügen, erschien vor gut 15 Jahren ein Gipszement-Grundputz auf dem Markt. Möglich gemacht hatten dies mehrjährige Entwicklungsarbeit sowie gute Erfahrungen mit dem bereits zuvor entwickelten Zement-Gips-Fliessestrich. Überzeugt von ihrem Produkt sagten die Entwickler diesem neuen Gipszement-Grundputz eine gute Zukunft voraus und prophezeiten, er würde den Kalkzement-Innenputz fast gänzlich und selbst einen beträchtlichen Teil des Gips putzes vom Markt verdrängen. In der Tat bewährte sich der mit einer neuen Bindertechnologie entwickelte Putz am Markt.

Verarbeiter haben Präferenzen
Die bereits zuvor auf dem Markt verfügbaren Putzsysteme, der Gips- und der Kalkzementputz, weisen beide Vor- und Nachteile auf. Es war und ist müssig darüber zu diskutieren, ob ein Gipsputzsystem das bessere Innenputzkonzept ist als ein Kalkzementputz-System. Jeder Verarbeiter hat seine Präferenz, und jedes System erfüllt die Aufgaben, die ein Unterputz zu leisten hat. Anhänger des Gipsputzes schätzen dessen leichte und geschmeidige Verarbeitung mit einer hohen Flächenleistung bei sehr geringem Materialverbrauch sowie seine stabile Abbindezeit und die frühe «Kratzfestigkeit». Eine mit ihm verputzte Fläche kann innerhalb kurzer Zeit – zumeist nach einer Stunde bis zwei Stunden – fertiggestellt werden. Maler und auch Bauherren finden zudem Gefallen an der sehr feinen Oberfläche nach dem Kratzen, die sich zur Aufnahme von Abrieb eignet, sowie an der Möglichkeit, Q3-Oberflächen in einem Arbeitsgang fertig geglättet zum Streichen zu erstellen. Nachteilig ist jedoch der Umstand, dass Gipsputze für Nasszonen nicht tauglich sind. Mit Kalkzement-Putzsystemen wiederum lässt sich die ganze Wohnung oder ein ganzes Haus durchspritzen und am Folgetag alles rabottieren. Ein Nachteil ist die rauere Oberfläche und somit die Notwendigkeit eines weiteren Arbeitsgangs vor dem Aufbringen des Abriebs oder vor dem Streichen. Auch die Baustellenplanung ist etwas aufwendiger: So kann am Freitag nicht verputzt werden, wenn man am Samstag nicht auf die Baustelle gehen will. Dafür lässt sich für alle Räume, also auch die Nassbereiche, derselbe Putz verwenden, was die Abläufe vereinfacht.

Mit neuer Bindertechnologie zum Ziel
Die Entwicklung des Gipszementputzes verfolgte das Ziel, die positiven Eigenschaften der beiden bewährten Putzsysteme zu vereinen. Der neue Putz sollte sich wie ein Gipsputz geschmeidig verarbeiten lassen sowie schnell und gut steuerbar abbinden, gleichzeitig aber die höhere Festigkeit und bessere Wasserstabilität eines Kalkzement-Grundputzes aufweisen. In einer mehrjährigen Entwicklungsarbeit gelang es, einen Gipszementputz herzustellen, der die hohen Zielanforderungen erfüllt. Dieser wurde nach intensiven und sich über längere Zeit erstreckenden Tests freigegeben. Der Gipszementputz ist seither bei den Verarbeitern im Einsatz für den ganzen Wohnbereich sowie für normal belastete Nasszellen in häuslichen Bädern und Waschküchen mit Platten in üblichen Grössen. Der Schnellabbinder lässt sich einfach einstellen, ist geschmeidig, leicht zu verarbeiten und er ist fein. Vor allem aber bedeutet ein Gipszementputz: 1 Haus – 1 Silo – 1 Putz. Der Markt hat die Vorteile rasch erkannt. Die höhere Wasserstabilität des Gipszementputzes entspricht jedoch – wie auch bei Kalkzementputzen – nicht einer dauerhaften Wasserbeständigkeit. Sie übersteht aber ausreichend sicher einen zeitlich begrenzten Wasserschaden. Die erforderlichen Abdichtungen in Spritzwasserzonen, unabhängig von der Beschaffenheit des Untergrunds, sind selbstverständlich Pflicht, wie bei allen auf dem Markt erhältlichen Putzsystemen. Schäden sind bisher noch immer keine bekannt, ausser die Abdichtung ist vernachlässigt worden.

Nicht für grossformatige Platten
Wenige Jahre nach der Einführung der Gipszementputz-Systeme kam es 2012 mit der Revision der Norm SIA 242 zu einer bedeutenden Änderung im Innenputzbereich. Für Wandflächen mit grossformatigen Platten, ob aus Naturstein oder Keramik, darf seither nur noch ein Zementputzmörtel mit einer Mindestdruckfestigkeit von 6 N/mm2 eingesetzt werden. Diese Eigenschaft weist kein üblicher Innenputzmörtel auf, weshalb in Badezimmern mit grossformatigen Platten von über 1600 cm2 nur Spezialputze eingesetzt werden dürfen. Grossformatige Platten erfordern eine besondere Ebenheit im Untergrund und müssen mitunter im Floating-Buttering-Verfahren verlegt werden, was höhere Schichtdicken des Klebers bedingt. Dadurch entstehen Zugspannungen im Untergrund, die nur Putze mit hohen Festigkeiten aufnehmen können. Diese Umstände und die erschwerenden Baustellenbedingungen hatten die Normen verantwortlichen dazu veranlasst, diese höheren Anforderungen an den Untergrund von grossformatigen Platten zu stellen – dafür kommen nur noch Zementputze infrage.

Voraussage hat sich bestätigt
Doch zurück zur Voraussage der Entwickler, der Gipszementputz werde die früheren Putzsysteme verdrängen: Die Anwender haben bereits über 40 Millionen Quadratmeter an Wand- und Deckenflächen in der Schweiz damit verputzt. Der Gipszementputz hat dem Kalkzementputz so zunehmend Marktanteile abgenommen. Die genannten Eigenschaften entsprachen offensichtlich dem Wunsch und Bedürfnis vieler Kunden. Der Kalkzementputz wurde im Innenputzbereich quasi zum Nebendarsteller. Erst mit der Verbesserung der Kalkzement-Schnellputze wurde sein Rückgang ein wenig gebremst, denn Wände mit schnellen Kalkzementputzen können wie gipshaltige Putze bereits nach rund 2 Stunden fertig gekratzt werden. Rückblickend kann man heute feststellen, dass sich der Gipszementputz bewährt hat. Darüber hinaus belegt sein Erfolg auch, dass neue Entwicklungen im Baustoffbereich durchaus ihre Chance haben. Positive Erfahrungen vermögen letztlich auch eine oft skeptische Zielgruppe zu überzeugen.

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